Tür auf,
Tür zu
von Ingrid Lausund
Eine sprechende Türe. Eine Frau, die nur kurz draussen war. Und schliesslich der gute, alte, unterdessen allerdings etwas windschiefe griechische Chor, der aus Spargründen auf zwei Personen geschrumpft wurde: Das ist das Personal von Ingrid Lausunds «Tür auf, Tür zu» – und damit auch des neuen Stücks des Theater Aeternam aus Luzern. Das beliebte Genre des Türenschwanks wird in 75 Minuten virtuos, ultraschnell, hoch komisch, dann aber auch tief traurig in die Absurdität überdreht, in einen Abend übers Reinwollen und Draussenbleibenmüssen, über Partykoller, Existenzängste und Einsamkeit. In einem sommerlichen Gartenpartyambiente mit Rasenteppich, Hollywoodschaukel und Kugelgrill versucht eine junge Frau, durch eine Tür dorthin zurückzukehren, von wo sie eben erst hergekommen ist. Doch das gelingt nicht mehr, denn die Tür «ist zu», wie diese nicht müde wird zu betonen. Also bleibt die Frau vor der Tür – vorläufig oder für immer oder für die Dauer einer neo-antiken Türenkomödie.
«Tür auf, Tür zu» ist in seiner ausweglosen Komik auch ein existenzialistisches, bodenloses Stück, das nicht selten ans Theater von Samuel Beckett erinnert. Es zeigt prekäre gesellschaftliche Zusammenhänge in Endlosschlaufe und zum Kaputtlachen. Das Theater Aeternam wurde 1994 gegründet und ist eine der produktivsten Gruppen der freien Luzerner Theaterszene. Für sein neues Tourneestück arbeitet es mit dem jungen, ebenfalls in Luzern ansässigen Kollektiv Fetter Vetter & Oma Hommage zusammen.
Die Frau mit wetterfestem Schuhwerk und der chinesischen Glücksbringer-Katze kommt wieder raus. Sie wirft die Katze auf den Boden, die bricht in der Mitte auseinander, die Katze lässt sich nicht entmutigen, winkt unverdrossen weiter, die Frau tritt wütend auf die Katze, das Winken hat ein Ende, die Frau tritt weiter, so lange, bis nur noch Glücksatome übrig sind, die Frau geht weg und eine andre Frau mit andren Schuhen, andrem Kleid geht rein.
Spiel: Franziska Bachmann Pfister, Christoph Fellmann, Marco Sieber & Suramira Vos
Regie: Damiàn Dlaboha
Dramaturgie: Christoph Fellmann
Ausstattung: Elke Mulders
Technik: Alexander Karl
Grafik: Erich Brechbühl
Text: Ingrid Lausund
Stückrechte: Suhrkamp, Berlin